Das Leder-Lexikon
Die Ledersorten
A
Anilinleder
Dieses Leder erhält eine Durchfärbung mit wasserlöslichen Anilinfarbstoffen. Die Hautstruktur ist deutlich zu erkennen, weil ein Pigment- oder Deckfarbenaufstrich fehlt.
B
Boxcalf
Mit Chromsalzen gegerbtes, feinnarbiges Kalbsleder. Es wird besonders als schwarzes oder farbiges Schuhoberleder verwendet.
Büffelleder
Dieses Leder wird meist aus den Häuten der in Indien und Indonesien vorkommenden Wasserbüffel gewonnen.
C
Chevreau
Feines, sehr zähes, mit Chromsalzen gegerbtes Schuhoberleder aus Ziegenfellen. Das Chevreau weist einen glatten, leuchtenden Narben auf und wird auch für Lederwaren wie beispielsweise Handschuhe verwendet.
Chromleder
Mit Chromsalzen gegerbtes und dadurch widerstandsfähiges Leder.
F
Fahlleder
Lohgares, stark gefettetes Schuhoberleder aus Rinderhäuten.
Futterleder
Ein sehr dünnes und flexibles Leder von Kalb, Rind, Schwein oder Schaf, das zum Füttern von Schuhen oder Lederwaren dient. Futterleder wird aber auch für orthopädische Zwecke verwendet.
G
Glacéleder
Sehr weiches Leder aus Ziegen- oder Lammfell. Das Glacéleder wird mit einer Mischung aus Alaun (Kalium-Aluminium-Sulfat), Mehl und Eigelb gegerbt und als Handschuhleder verwendet.
Glattleder
Leder, das auf der Außenseite der Haut verarbeitet wurde. Es kann glatt, genarbt, strukturiert, glänzend oder matt sein.
J
Juchtenleder
Mit Chromsalzen und Lohe gegerbtes Rinds- oder Kalbsleder, das unter anderem für Schuhoberleder und für Brieftaschen verwendet wird. Das früher in Russland hergestellte echte Juchtenleder wurde mit Weiden- und Birkenrindengerbstoffen gegerbt und besaß den charakteristischen Geruch von Birkenteeröl.
L
Lackleder
Mit einem glänzenden, spiegelglatten Film überzogenes Leder. Eine oder mehrere Schichten von Lack oder Firnis werden – mit oder ohne Farbzusätze – nacheinander aufgetragen.
N
Nappaleder
Ein Glacéleder – Schaf-, Lamm- oder Ziegenleder – für Handschuhe und andere Kleidungsstücke. Die Bezeichnung Nappaleder geht auf die kalifornische Stadt Napa zurück.
Narbenleder
Narbenseitig zugerichtetes Leder, dessen Narbenschicht voll erhalten ist.
Nubukleder
Festes, auf der äußeren, der Narbenseite der Haut leicht angeschliffenes Kalbs- oder Rindsleder mit einer weichen, samtartigen Oberfläche.
O
Oberleder
Das weichere Leder des Oberteils des Schuhes. Gegensatz: Unterleder.
R
Rauleder
Entweder von der Narbenseite (wie das Nubukleder) oder von der Fleischseite (wie das Veloursleder) angeschliffenes Leder.
Rindbox
Chromgegerbtes, glattnarbiges Schuhoberleder aus Rinderhäuten. Das Rindbox entspricht in der Art der Gerbung und in der Zurichtung dem aus Kalbfellen angefertigten Boxcalf.
S
Saffianleder
Durchgefärbtes, schwach gefettetes Ziegenleder mit herausgearbeitetem natürlichem Narbenbild. Saffianleder wird mit Sumach gegerbt und für feine Lederwaren verwendet.
Sämischleder
Weiches, tuchartiges, sämischgegerbtes Leder (sämisch = mit Öl oder Tran gegerbt). Sämischleder wird beispielsweise für Fensterleder und Handschuhe verwendet.
Samtleder
Leder, dessen Fleischseite geschliffen wurde und das dadurch einen feinen, samtartigen Charakter erhält.
Schrumpfleder
Leder, dessen Narbenschicht durch eine besondere Gerbung zum Schrumpfen gebracht wurde. Der Narben erhält dadurch ein unebenes Bild von Rillen und Falten.
Sohlenleder
Starkes, steifes Leder für die Besohlung von schwerem Schuhwerk. Wird auch als Sohlleder bezeichnet.
Spaltleder
Das Leder aus dem beim maschinellen Abspalten der Narbenschicht zurückbleibenden Teil der Lederhaut. Stark pigmentiertes und geprägtes Spaltleder wird als Glattleder eingesetzt. Die Eigenschaften von Rauleder erhält es als durchgefärbter Spaltvelours.
U
Unterleder
Das Leder für die Brandsohle (Innensohle) und die Laufsohle von Schuhen. Gegensatz: Oberleder.
V
Veloursleder
Aus chromgegerbten Kalb-, Ziegen- oder Schaffellen hergestelltes Leder, dessen Schauseite die samtartig geschliffene Fleischseite ist.
W
Walkleder
Rindsleder, dessen mittlere Hautschicht nur teilweise gegerbt wurde. Das Walkleder wird hauptsächlich im orthopädischen Bereich bei der Herstellung von Prothesen verwendet.
Wildleder
Sämischgegerbtes Leder (sämisch = mit Öl oder Tran gegerbt) von tuchartiger Beschaffenheit aus Häuten wild lebender Tiere wie Hirsch, Reh, Gämse, Gazelle oder Antilope. Wildleder wird beispielsweise für Handschuhe und Bekleidung verwendet. Wegen der oft starken Narbenbeschädigung der Wildfelle wird bei der Verarbeitung zu Leder stets die Narbenschicht entfernt. Neben den Häuten wild lebender Tiere wird heute auch samtig zugerichtetes Kalbs-, Schaf- oder Ziegenleder als Wildleder verwendet.
Glossar
Wichtige Fachbegriffe zum Thema Leder
A
Aasseite
Die dem Fleisch zugewandte Seite der Tierhaut. Synonym: Fleischseite. Gegensatz: Haarseite, Narbenseite.
Alaun
Natürlich vorkommendes Kalium-Aluminium-Sulfat, das unter anderem als Gerbstoff verwendet wird.
C
Chromgerbung
Verfahren der Lederherstellung mit basischem Chromsulfat als Gerbstoff.
F
Finish
Fachbegriff für die abschließenden Veredelungsarbeiten am Leder.
Fleischseite
Siehe Aasseite.
G
Gerbersumach
Siehe Sumach.
Gerbstoffe
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen natürlichen und synthetischen Gerbstoffen. Natürliche Gerbstoffe sind wässerige Auszüge aus gerbhaltigen Pflanzenteilen wie Rinde, Holz, Blätter oder Früchte, die entweder sirupartig eingedickt sind (flüssige Gerbstoffe) oder eine feste Form haben (Blöcke oder Pulver). Synthetische Gerbstoffe sind künstlich hergestellte chemische Substanzen mit gerbenden Eigenschaften. Synthetische Gerbstoffe werden nie allein, sondern nur in Verbindung mit natürlichen Gerbstoffen verwendet.
Gerbung
Die chemische Umwandlung tierischer Häute in Leder durch das Einwirken von Gerbstoffen. Diese setzen das Protein der Häute in haltbare Verbindungen um.
Grubengerbung
Siehe Lohgerbung.
H
Haarseite
Siehe Narbenseite.
L
Lohe
Gemahlene Rinde – besonders von jungen Fichten oder Eichen – zum Gerben.
Lohgerbung
Handwerklich betriebene Herstellung von Sohlenleder, wobei die Häute zusammen mit Lohe in Gruben liegen. Synonym: Grubengerbung.
M
Mineralische Gerbung
Die mineralische Gerbung mit Chromsalzen dient der Herstellung von Schuh-, Bekleidungs- und Kofferleder.
N
Narben
Der Narben ist die natürliche oder künstlich angebrachte Vertiefung an der Außenseite (Haarseite) des Leders.
Narbenseite
Außenseite des gegerbten Leders. Gegensatz: Aasseite.
Natürliche Gerbstoffe
Siehe Gerbstoffe.
P
Pflanzliche Gerbung
Die pflanzliche Gerbung verwendet organische Gerbstoffe beispielsweise aus Rinde. Sie dient besonders zur Herstellung kräftiger Ledersorten.
S
Sämischgerbung
Das Gerben von Ziegen-, Schaf-, Gäms- oder Hirschfellen mit Dorsch- oder Robbentran.
Sumach
Gerbstoff lieferndes Holzgewächs mit gefiederten Blättern und harzhaltigen Steinfrüchten. Synonym: Gerbersumach.
Synthetische Gerbstoffe
Siehe Gerbstoffe.
Z
Zurichtung
Bezeichnet alle Arbeitsgänge zur Veredelung des Leders.
Die Lederherstellung
Weichen
Zunächst wird die tierische Rohhaut durch das Weichen von Konservierungssalz und Schmutz befreit. Dabei erhält sie ihren ursprünglichen Wassergehalt zurück.
Äschern
Dann wird das Fell in einer Grube oder einem Fass mit Aschen- und Kalklauge geäschert. Dabei lösen sich die Haare von der Haut.
Entfleischen
Nun werden Fleisch-, Fett- und Gewebereste mit scharfen Messerwalzen von der Haut entfernt.
Spalten
Die Tierhaut wird gespalten, um ein gleichmäßig dickes Material zu erhalten. Das dabei anfallende Spaltleder kann weiterverarbeitet werden.
Beizen und Pickeln
Mit Säure und Salz wird die Haut beim Beizen und Pickeln für die Gerbung aufbereitet.
Gerben
Während des Gerbens nehmen die Fasern der Haut die Gerbstoffe auf. Aus der zuvor rohen Haut ist somit Leder geworden.
Abwelken
Beim Abwelken wird das nasse Leder entwässert.
Falzen
Um das Leder auf eine gleichmäßige Stärke zu bringen, wird es nun gefalzt. Dabei werden auf der Rückseite Unebenheiten entfernt.
Neutralisieren
Die aus der Gerbung stammende Säure wird neutralisiert.
Färben
Das Leder wird mit wasserlöslichen Farbstoffen gefärbt.
Fetten
Um die gewünschte Weichheit und Geschmeidigkeit des Leders zu erreichen, wird es anschließend gefettet.
Trocknen
Zum Trocknen des Leders gibt es zwei Methoden. Beim Hängetrocknen wird es durch Trockenöfen gefahren. Beim Vakuumtrocknen wird die Feuchtigkeit abgesaugt.
Stollen
Das Leder wird maschinell gestollt. Bei diesem Walken wird es nach dem Trocknen weich gemacht.
Zurichten
Durch Grundieren, Farbauftrag, Appretieren und Bügeln erhält das Leder bei dieser abschließenden Oberflächenbehandlung sein endgültiges Aussehen.